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Das Interview zur demografischen Entwicklung und Fachkräftethematik mit dem Präsidenten vom Branchenverband Swissmem mit ihren 1350 Mitgliedsunternehmen, 335'000 Mitarbeitenden und 20'000 Lernenden.
Martin Hirzel, seit 2020 gehen mehr Menschen in Pension als neue Arbeitskräfte in den Markt nachrücken. Was bedeutet diese «Arbeitsmarktschere» konkret für die Tech-Industrie?
Diese Entwicklung stellt uns vor grosse Herausforderungen. Der Erfolg unserer Unternehmen hängt stark von der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte ab. Wenn diese fehlen, kommt es nicht nur zu Engpässen bei aktuellen Aufträgen. Mittelfristig sind dadurch auch die Weiterentwicklung und das Wachstum eines Unternehmens betroffen. Dies hat letztlich Auswirkungen auf den gesamten Industriestandort Schweiz. Die Flexibilität des Arbeitsmarktes und die Qualifikation der Arbeitskräfte waren in der Vergangenheit ein wichtiger Wettbewerbsvorteil der Schweizer Industrie. Die «Arbeitsmarktschere» droht diesen Vorteil zu kappen.
Mit welchen Massnahmen begegnet Swissmem dieser Situation und wie unterstützt Swissmem ihre Mitgliedsfirmen bei der Bewältigung dieser Herausforderung?
Entscheidend ist, dass sich auch in Zukunft junge Menschen für Technik begeistern und einen Beruf in unserer Branche ergreifen. Dazu haben wir verschiedene Programme, die sich an den Nachwuchs richten. Zudem richten wir die berufliche Grundbildung im Rahmen der laufenden Berufsrevision «Futuremem» auf künftige Herausforderungen aus.
Wichtig ist aber auch, dass die Mitarbeitenden der Branche motiviert bleiben, Sinn und Gestaltungsmöglichkeiten erkennen und sich laufend weiterbilden. Unsere Branche bietet ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeiten. Mit Programmen wie der MEM-Passerelle versuchen wir, diese auch für branchenexterne Personen zu öffnen und Quereinstiege zu erleichtern.
Unternehmen zeigen wenig Offenheit für neue Wege der Rekrutierung und suchen neue Mitarbeitende oft nach einem «Zero-Gap Prinzip» − gleichzeitig fehlt es oft den Berufsleuten an Aufgeschlossenheit und Interesse für grössere berufliche Veränderungen. Wie durchbrechen wir dieses Dilemma in einer sich laufend verändernden Arbeitswelt?
Die raschen technologischen Entwicklungen machen es umso deutlicher, dass wir uns laufend anpassen und weiterentwickeln müssen. Dies gilt nicht nur für die Arbeitgeber, sondern auch für die Arbeitnehmenden. Unternehmen sollten sich nicht nur auf den «Skill-Fit» fokussieren, sondern auch den «People-Fit» berücksichtigen. Das bedeutet, dass sie auch Personen mit anderen Qualifikationen und Erfahrungen einstellen sollten, wenn diese das Potenzial für die Stelle haben. Andererseits sollten aber auch Arbeitnehmende mutig sein und neue Herausforderungen annehmen, die sie interessieren. Unsere Branche ist laufend daran, modulare Bildungsangebote zu schaffen, welche neue Wege ermöglichen. Um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen, braucht es einen Effort des Managements und der ganzen Belegschaft. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir mit der nötigen Agilität und Offenheit das inländische Potenzial noch verstärkt ausschöpfen können.